Donnerstag, 5. Oktober 2006

Kubanisches Bier

Gerade auf der Frankfurter Buchmesse hatte ich ein interessantes Treffen mit Leonardo Padura (siehe auch Buchtipp "Adios Hemingway" rechts unten). Interview folgt, ein paar gute Zitate vorweg:

Wolfgang Kaes
Ueber Kuba
Ich wuerde niemals aus Kuba weggehen. Aber es war in der Tat einiges leichter, alles es noch die bequeme Trennung in Kommunismus & Kapitalismus gab."

Ueber seine Generation
"Wir 50-jaehrigen Kubaner sind alle grosse Melancholiker. Unsere Generation ist in der Jugend voller Hoffnung gewesen, doch unser ganzes Leben lang haben wir in Kuba vor allem Enttaeuschung, Frustration, Beschraenkung erlebt. Und jetzt sind die meisten von uns ziemlich zynisch geworden."

Ueber kubanische Frauen
Auf die Frage, ob er auch ein so grosser "Womanizer" sei wie sein Romanheld Mario Conde: "Ich bin jetzt 26 Jahre mit meiner Frau Lucia verheiratet - da drueben sitzt sie uebrigens. Ich lebe also ...ehm...absolut monogam. (lacht) Aber: Ich werde es nie lassen koennen, mich nach einer schoenen Frau mit einem tollen Hintern umzudrehen. Und ich kann stolz sagen: Kuba hat viele tolle Hintern."

Ueber Buecher
"Buecher sind etwas Heiliges fuer mich. Ich habe in meinem Haus ueber 3000 Buecher, dass ist fuer kubanische Verhaeltnisse sehr viel. Ich koennte sie niemals wegwerfen. Da in Kuba keine Buecher importiert werden, sind meine Buecher alle alt und gebraucht. Jedes wurde von mindestens 15 Personen gelesen. Und ich liebe sie alle."

Ueber Buchmessen:
"Ein notwendiges Uebel. Ich mag auch Buchhandelsketten nicht. Lieber ist mir ein Buchhaendler mit einem kleinen Laden, der mir auch Tipps geben kann."

Ueber kubanisches Bier:
"Bestellen Sie Bucanero. Aber Achtung, nur das in den braunen Dosen."
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Wie persönlich darf ich sein?

Habe mit Wolfgang Kaes, Journalist und Thrillerautor, über sein neues Buch gesprochen. Für „Herbstjagd“ hat er ausgedehnte Recherchen zum Thema Stalking unternommen. Was mich über dieses Interview hinaus seitdem beschäftigt, sind seine Aussagen über die Wechselwirkungen zwischen Stalking und Internet.

Wolfgang KaesKaes sagt, die Verbreitung des Internet habe den Boom des Phänomens Stalking begünstigt. Die Leute seien im Netz einfach unvorsichtig und gäben zuviel Persönliches preis.

Besonders heikel seien Partnerbörsen. Grund: „Unter den 30- bis 40-Jährigen, die in der realen Welt Kontaktschwierigkeiten haben und dann im Netz auf Partnersuche gehen, haben überdurchschnittlich viele eine psychische Basis, die sie dafür prädestiniert, Stalker oder auch Stalking-Opfer zu werden. Stalker sind Menschen, die mit Grenzen nicht klarkommen und ein „Nein“ nicht akzeptieren wollen. Ihre Opfer wiederum haben meinst grosse Probleme, „Nein“ zu sagen und Grenzen zu setzen. Und genau diese Leute treffen dann dort aufeinander.“

Gut, jetzt nicht soo mein Problem, stehe bei aller Internetaffinität doch eher auf old-school Offline-Dating. Aber: Gerade Stalker vom Typ „Psychopath“ (siehe Interview) gehen laut Kaes wohl auch sonst gern im Internet auf die Jagd.

Und da frage ich mich natürlich: Wie persönlich darf ich dann noch sein? Wie kann ich mich schuetzen, wenn ich privat wie beruflich aufs Netz angewiesen bin? Für jeden Freiberufler ist Vernetzung lebenswichtig - wie kann ich geschützt und gleichzeitig online präsent sein? Soll ich mich vor potentiellen Cyberstalkern hinter einem Wald von Pseudonymen verstecken? Das ist doch lächerlich!

Andererseits... welcher Psycho liest jetzt gerade mit, was ich hier vor mich hinschreibe und denkt sich „Ha ha, die Alte knöpf ich mir mal vor...“

Wie gut, dass hier jetzt auch jeder Psycho mitlesen kann, dass „die Alte“ den dritten Dan in Karate hat und ihm dann mal ganz entspannt alle Knochen brechen kann.

So.
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Zuletzt aktualisiert: 16. Aug, 11:15

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A. Breitkopf
Kulturjournalistin
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Kontakt:
angelabreitkopf (at) gmx (dot) de

Ansonsten gibt es auf Spreeblick eine wunderbare Zusammenfassung zum Thema Urheberrecht, Zitate, Disclaimer & Co. Genauso halte ich es auch.

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